"Waldbaden heißt die Sinne öffnen" - Absichtsloses Tun
Sehen, hören, riechen, tasten und auch schmecken sind Eindrücke, die uns stark beeinflussen. Unsere Sinne können überlastet sein, wie es im täglichen Leben oft geschieht.
Grundsätzlich geht es beim Waldbaden darum, sich zu entschleunigen, langsamer zu werden und den Augenblick bewusst zu erleben. Einfach einmal inne halten und ohne Grund eine Pause machen sind Übungen beim Waldbaden, die leider heute mittlerweile einer Anleitung bedürfen. Wahrnehmen was um uns herum geschieht, die Sinne öffnen und über die Vielfalt der Natur staunen - das ist etwas, was im Alltag kaum Platz hat und doch so wichtig ist.
Die meiste Zeit verbringen wir mit Menschen. Selten sind wir allein. Beim Waldbaden gibt es auch eine Solozeit. Während die anderen Erfahrungen in Partner und Gruppenübungen gemacht werden, gibt es eine Zeit, in der jeder machen kann, was er möchte. Eindrücke können so in der Nähe der Gruppe vertieft werden und nach persönlichem Interesse noch intensiver erfahren werden. Auch kreatives Gestalten (LandArt) findet seinen Platz im Waldbaden. Wer schöpferisch tätig werden will, kann sich ausleben oder einfach gerne auch nur zuschauen und genießen.
" Die Zeit die wir im Wald verbringen, ist niemals verschwendete Zeit"
Was Waldbaden nicht ist
Waldbaden ist kein Unterricht, es gibt keinen Bildungsplan. Hier handelt es sich nicht um Wissensvermittlung und Lerninhalte über den Kopf. Auch das Ökosystem Wald, Funktionen des Waldes oder der Schutz des Waldes sind keine Themen, die hier explizit zur Sprache kommen. Es geht nicht darum, etwas zu lernen, sondern etwas mit allen Sinnen zu erfahren. Achtsamkeit und Entschleunigung sind die Faktoren, die beim Waldbaden zum Tragen kommen. Waldbaden ist eher ein absichtsloses Tun.
" Wenn wir die Luft in einem Wald einatmen, dann atmen wir einen Cocktail aus bioaktiven Substanzen die von Pflanzen an die Waldluft abgegeben werden."
(Clemens Arvay, 2015)
Warum Waldbaden Kindern gut tut
Im Kinder und Jugendalter werden entscheidende Grundbausteine für das Gesundheitsverhalten gelegt, die bis ins hohe Erwachsenenalter wirken. Aufgrund vermehrter körperlicher und psychischer Probleme bei Kindern und Jugendlichen sollte diese Altersgruppe stärker im Vordergrund der Prävention erscheinen.
Die gesundheitlichen Effekte von Wald und Natur werden weltweit erforscht.
" Es ist der Freiraum, der die Natur für Kinder so attraktiv macht"
(Ulrich Gebhard, 2015)
Wie sich Stress bei Kindern zeigt
Schule ist für die meisten unserer Kinder leider der Stressfaktor Nr. 1. Das sollte uns doch endlich einmal wach rütteln, denn Kinder sind von Beginn an neugierig und wollen lernen.
Stress äußert sich bei Kindern oft durch körperliche Symptome wie Schlafprobleme, Kopf- und Bauchschmerzen sowie anhaltende Müdigkeit. Manche Kinder reagieren wütend oder zornig und neigen zu gesteigerter Aggression. Andere dagegen begegnen den vermehrten Anforderungen mit depressiven Verstimmungen oder sozialem Rückzug. Aber auch Unruhe, Unkonzentriertheit, Erschöpfung, verminderter oder gesteigerter Appetit und Hauterkrankungen sind Folgen von Stress. Darunter leidet dann auch das Familienleben.
Die Ar, wie heranwachsende mit Stress und Überlastung umgehen, kann ganz unterschiedlich sein. Einige bewältigen den Druck, indem sie sich streiten, schlagen oder etwas zerstören. Das ist die aggressivste Form beim Bewältigungsverhalten. Manche ändern auch ihr persönliches Benehmen, indem sie sich der Situation entziehen, sie ignorieren oder sie leugnen. Einzelne übernehmen wiederum die Rolle des Klassenclowns oder Outsiders.
Wirkung auf das Gehirn
Positive Effekte entstehen , weil die achtsamkeitsbasierten Übungen des Waldbadens auf Struktur und Funktion des Gehirns wirken. Im Gehirn von jungen Menschen werden synaptische Verbindungen schneller auf-und abgebaut als bei Erwachsenen, daher sind die Effekte besonders nachhaltig. Im Wald sind wir weniger gestresst, denn die Bäume haben eine entspannte Wirkung auf unsere Psyche. Allein der Anblick des Grüns beruhigt und sorgt dafür, dass wir Stresshormone abbauen und uns nach und nach entspannen. Gleichzeitig verlangsamt sich mit diesem Entspannungszustand unser Gedankenkarusell. Unsere täglichen Sorgen verlieren an Bedeutung und erscheinen kleiner. Positive Gedanken tauchen auf, neue Ideen melden sich und vielleicht sogar die Lösung für ein scheinbar vertracktes Problem.
Waldbaden mit Inklusion
Das Waldbaden wirkt sich beim Aufenthalt in der Natur positiv auf die Gesundheit und das Wohlergehen aus. Spielen in der Natur fördert Aufmerksamkeit und Wahrnehmungsfähigkeit. Der Aufenthalt im Wald entschleunigt und ist deswegen besonders geeignet um Kindern abwechslungseiche Erfahrungen für alle Sinne zu ermöglichen. Vielfältige Eindrücke sorgen dafür, dass Kinder auch mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen einen angenehmen und nachhaltigen Aufenthalt genießen können. Dass unterschiedliche Gelände fordert die motorischen Fähigkeiten und schult Gleichgewicht und Trittsicherheit. Desweitren müssen unterschiedliche Bewegungsabläufe koordiniert sowie neue optische und haptische Eindrücke verarbeitet werden. Diese Herausforderung schafft neue Anreize und kann mit bereits bekannten Erfahrungen kombiniert werden.
Verhaltensorginelle junge Menschen (bekannt als "ADHS")
Kinder die " anders denken, handeln und sehen, können in einer natürlichen Umgebung sehr gut Kompetenzen entwickeln. Wer einen hohen Bewegungsdrang hat, der kann seine Stärken besser ausleben. Dabei entwickeln sich Kraft und körperliche Ausdauer sowie das Selbstwertgefühl. Die Lernwerkstatt Waldbaden schafft Situationen, die es ermöglichen, eigene Konfliktlösungsstrategien zu finden, ohne dass rigorose Maßnahmen wie Verbote und Tadel eingreifen. Junge Menschen können draußen im Spiel Regeln für ihr Zusammenleben unter Einhaltung von Grenzen, selbständig entwickeln.
Terpene in de Waldluft
Forscher haben herausgefunden, dass Pflanzen und Bäume über bioaktive Substanzen miteinander kommunizieren die an den Waldluft abgegebene Substanzen Terpene genannt sind gasförmig. Sie strömen aus Baumstämmen, Blätter, Nadeln, Kräutern, losen Fahnen, Pilzen und auch aus der Humus Schicht am Waldboden. Von diesen bioaktiven Terpenen profitiert sowohl unser Immunsystem als auch unser Hormon System. Stresshormone werden gesenkt Killer Zellen im Blut steigen an und werden durch Wald Terpene aktiviert.
Organische Substanzen, sekundäre Pflanzenstoffe und ätherische Öle haben einen positiven Einfluss auf die Abwehrkräfte im menschlichen Körper. Zudem sinkt der Blutdruck, weshalb der Wald auch für das Herz-Kreislauf-System ein Gewinn ist.
Der Waldaufenthalt wirkt auch als Krebsprävention. Die gesundheitsfördernden Substanzen die wir dabei aufnehmen, wirken aktiv gegen Krebszellen.
Ein Besuch im Wald kann sogar Schmerzen lindern und dazu beitragen, dass wir schneller gesund werden. In der freien Natur ist die Luft viel sauberer als in der Stadt, daher wirkt sie auf die Lungen und Bronchien positiv.
Wer tief einatmet, der reinigt sozusagen seine Atmungsorgane. Erkältungen verschwinden schneller.
Das Grün um uns herum sorgt dafür, dass sich die Augen entspannen.
Das Licht im Wald ist nicht so grell, sondern angenehm weich.
Gestresste Augen können sich so regenerieren. Ähnliches gilt für die Ohren.
Vogelgezwitscher und Blätterrauschen ermöglichen unserem Gehör sich auszuruhen.
Der weiche Waldboden dämpft unsere Schritte und schont damit unsere Gelenke.
Im Sommer ist es bei der Hitze angenehm kühl.
Das Immunsystem und der Wald
Unter Stress nimmt die Aktivität der natürlichen Kinder Zellen im Blut ab. Dagegen wirken regelmäßige Aufenthalt im Wald stärkend auf das Immunsystem. Der Medizinprofessor Qing Li konnte nachweisen dass ein ganzer Tag im weil die Zahl der natürlichen Killer Zellen im Blut durchschnittlich um fast 40% steigert. Bei zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Wald steigt ihre Anzahl um mehr als 50% an. Das Besondere am Waldbaden ist die langfristig erhöhte Zahl der Immunzellen. Natürliche Killerzellen im Blut, die immunstärkend auf den Organismus wirken, sind noch nach 7 Tagen erhöht nachweisbar, wenn wir einen Tag im Wald verbracht haben. Kinder profitieren von regelmäßigem Waldbaden außerordentlich. Denn im Kindesalter befindet sich das Immunsystem noch im Aufbau und ist hochaktiv, um Viren und Bakterien aufzuspüren und zu bekämpfen.