Emmi Pikler
Emmi Pikler (1902 – 1984) wurde in Wien geboren, war Kinderärztin und entwickelte eine sehr liebevolle und von Achtsamkeit geprägte Kleinkindpädagogik. Ihre Erkenntnisse und Theorie entstanden aus ihrer Arbeit als Familienärztin und langjähriger Leiterin eines Säuglingsheims in Budapest.
Wie alle revolutionären Einsichten bezeichnen die Grundsätze ihrer Arbeit etwas nahezu Selbstverständliches:
"Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeit können sich entfalten, wenn seine vielfältigen Kompetenzen erkannt und respektiert werden."
Die Kinderärztin vertrat von Beginn an die Annahme, dass jeder Mensch in seiner Entwicklung einzigartig ist. Deshalb müsse er die individuelle Zeit erhalten, die er für die Entfaltung von bestimmten Fähigkeiten benötige. Der Erwachsene dürfe die Entwicklung des Kindes lediglich aktiv begleiten und es unterstützen, aber nicht eingreifen.
Besonders inspiriert wurde Emmi Pikler 1935 in Budapest durch die Ansätze und Erkenntnisse Elfriede Hengstenbergs. Sie hatte auf die Erkenntnisse Elsa Grindlers und Heinrich Jakobys hingewiesen, dass es besonders wichtig sei, die naturgegebenen Gesetzmäßigkeiten der kindlichen Entwicklung zu erforschen.
Insbesondere sei es nötig, die ursprünglichen Fähigkeiten und Kräfte des Kindes zu erhalten. In den 20er Jahren hatten Grindler und Jakoby erkannt, wie die derzeitige Erziehung von Säuglingen und Kleinkindern, deren freie Entwicklung hemmt, wie etwa:
Dies hätte Einfluss auf das gesamte Leben – auch im Erwachsenenalter. So sei das Verhältnis zum Arbeiten und Lernen maßgeblich beeinflusst.
Beziehung auf Augenhöhe – von Anfang an.
Die ungarische Kinderärztin Emmi Pikler hat bereits in den 1930er Jahren erkannt,was heute neueste Studien belegen. Der Säugling kann mit uns von Geburt an kommunizieren. Diese Gegebenheit ist ein wichtiger Aspekt für die Säuglings- und Kleinkindpädagogik, als wichtige Voraussetzung zur Persönlichkeitsentwicklung.
Die Arbeit Emmi Piklers zeichnet sich durch eine ebenso einfaches, wie wirksames Konzept aus. Es stützt sich im Wesentlichen auf Autonomieentwicklung und Beziehungsqualität.
Die Aufgaben der erwachsenen Bezugsperson sind dabei:
Ein Kleinkind, das anhand dieses Leitfadens aufwachsen kann, hat gute Voraussetzungen für ein positives Körper- und Gesundheitsbewusstsein, für Beziehungs- und Teamfähigkeit, Autonomie und Selbstverantwortung – kurz:
Gute Startbedingungen für eine reife Persönlichkeitsentwicklung.
Achtsamkeit und vertraute Bezugsperson
Respekt gegenüber dem Sprössling sei somit das Wichtigste, sagt Pikler – nicht nur beim Spielen, sondern auch bei täglichen Ritualen wie Füttern, Baden oder Spaziergängen. Nur so kann ein inniges Vertrauen entstehen, das die Kinder in ihrer Entwicklung positiv beeinflusst.
Klare Bezugspersonen, wie Eltern, Großeltern oder Erzieher, seien dementsprechend auch besonders wichtig. Sie sollten jedoch nicht ständig wechseln.
Die achtsame, zugewandte Umgangsweise des Erwachsenen, die dem Kind Geborgenheit und innere Sicherheit vermittelt, ermöglicht es, dass das Kind seine Selbständigkeit und Selbstverantwortung beim Bewegen und Spielen genießen kann.
"Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das Wichtigste ist.
Ein Kind, das durch selbständige Experimente etwas erreicht, erwirbt ein ganz andersartiges Wissen als eines, dem die Lösung fertig geboten wird."
Emmi Pikler
Bild vom Lernen - Vergleiche Äpfel nicht mit Birnen
Nach Emmi Pikler hat jedes Kind seine eigene Persönlichkeit und deshalb sein eigenes Entwicklungs- und Lerntempo, das sehr unterschiedlich sein kann.
Den nächsten Entwicklungsschritt, macht das Kind genau dann, wenn es sich dafür bereit fühlt, also sicher mit dem bisher Erlernten ist.
Wenn das Kind ein wertschätzendes und liebevolles Umfeld ohne Bewertung und Animation erlebt, entwickelt das Kind alle motorischen Fähigkeiten und auch das Selbstbewusstsein selbst.